Gratkletterei auf die Tauernkönigin

Verschiedene Leute planen ihre Bergtouren in verschiedenen Arten. Aber Abend davor – genauer gesagt um 22:00 auf einer Uni-Party – macht es wahrscheinlich die Mehrheit nicht. Egal – nach zwei Bier und viel Überzeugungsarbeit ist der Widerstand gefallen und Matthias und Moritz sind dabei. 

Der Plan: Das traumhaft angesagte Wetter Wetter fürs Wochenende nutzen um vom Bahnhof Mallnitz aufs Arthur von Schmidt Haus aufzusteigen und dort zu übernachten. Am nächsten Tag dann über den Detmoldergrat auf die Hochalmspitze und übers Seebachtal am Sonntag Nachmittag wieder zurück nach Mallnitz. Spoiler-Alert: Aus Sonntag Nachmittag ist nix geworden.

Verkatert und dezent nervös, bei der 3am Packaktion etwas vergessen zu haben, treffen wir uns um 9:30 am Meidlinger Bahnhof. Es gibt einen direkten Zug Wien-Mallnitz, allerdings wollten wir lieber noch eine halbe Stunde mehr schlafen und dafür in Salzburg umsteigen. Um 14:00 in Mallnitz komme ich als erstes mal drauf, dass ich die Kamera im Zug liegen lassen hab… Wieder 400g im Rucksack gespart – dafür gibts nur Handyfotos. 

Der Aufstieg durchs Dösental ist traumhaft – vorallem bei dem Wetter. Alle 5 Minuten denken wir uns: Boah da müsste man eigentlich Zelten; Boah so ein nicer Biwak-Spot. Gemütlich und mit vielen Foto-Stopps gehts die 1100hm aufs Arthur von Schmidt-Haus am Dösenersee. Die Hütte: Einfach, aber sehr sauber, warme Dusche 

Auf der Hütte war ich zwar schon vor drei Jahren schon einmal – hatte den Hüttenwirt allerdings nicht mit hochdeutschem Dialekt in Erinnerung. Aja – er hat die Hütte erst diese Saison übernommen, davor war er Koch in einem Altersheim in Norddeutschland. Das scheint recht plausibel, denn es stellt sich schnell heraus, dass er mehr Ahnung vom Kochen hat (Abendbuffet Top!), als vom Bergsteigen. Zumindest nicht, wenn es um die Bedingungen, den Weg oder Wegzeiten geht. Die Wegzeiten sind hier sowieso sehr interessant, weil die Tafeln von verschiedenen Sektionen aufgestellt wurden und sich in den Angaben drastisch unterscheiden. So athletisch man sich fühlt, wenn man einen mit 5 Stunden angegebenen Weg in zwei Stunden zurücklegt, so ist es dann doch auch frustrierend, wenn man eine halbe Stunde nach dem “Hochalmspitze 4 Stunden” Schild zu einem “Hochalmspitze 5 Stunden” Schild kommt (und dabei eh in die richtige Richtung gegangen ist).

Kurz nach dem geplanten 6:00 Abmarsch sind wir mit Stirnlampen auf dem Weg Richtung Säuleck. Wir kommen gut vorran und sind bald beim Einstieg zum Detmoldergrat. Immer den Grat entlang geht es zuerst runter, dann rauf auf die Schneewinkelspitze (3016m) und wieder runter in die Lassacher Winkelscharte (2862m). Der Steig ist teilweise unversichert und teilweise Klettersteig (bis UIAA 3 an Schlüsselstellen) und nicht immer ganz leicht zu finden. Es ist schon klar, dass es den Grat entlang geht, aber viele Markierungen sind schon im Schnee, oder ein bisschen versteckt.

In der Winkelscharte lassen wir unnötiges Gepäck zurück und gehen zunächst über leichtes Blockgelände und dann ausgesetzten Klettersteig auf die Hochalmspitze. Die letzten 200 Höhenmeter sind die technisch schwierigsten, aber für uns auch kein Problem.

Das Gipfelpanorama mit Blick auf den Großglockner genießen wir nur kurz, denn es wird uns langsam klar, dass das mit dem 20:00 Zug ordentlich knapp wird.

Zügig steigen wir in die Winkelscharte ab. Von dort geht es sicher schnell voran. Dachten wir. Leider ist die Steinige Rinne verschneit und ziemlich rutschig und der Klettersteig teilweise beschädigt. Eine Seillänge seile ich Matthias ab, dann geht es wieder besser weiter.

Moritz hat am nächsten Tag eine Übung und zieht mit sportlichem Schritt voraus – Matthias und ich hinterher. Trotz zahlreicher Hochrechnungen, Prognosen und Berechnungen wird uns bei der Celler-Hütte klar: Das mit dem Zug wird nichts. Daher machen wirs uns in der sehr netten Selbstversorgerhütte so gemütlich wie möglich. Für eine Selbstversorgerhütte ist die Celler-Hütte echt top! Wir heizen den Ofen ein, kochen Tee (naja, heisses Wasser mit Süßstoff, den wir gefunden haben) und können dank der Solaranlage sogar unser Handy aufladen.

Zum Abendessen gibt es die Reste von unserem Brot und die Überbleibsel aus der Hütte: 3 Jahre abgelaufene Leberpaste und Packerlhühnersuppe. Aber heute schmeckt alles super!

Den Abstieg zum Bahnhof Mallnitz machen wir früh am nächsten Tag (ca. 3 Stunden). Highlight der Tour zum Schluss: Das große Fressen beim Billa im Tal.

Fazit: Sehr schöne Gegend, sowohl das Seebachtal, als auch das Dösnertal sind sehr empfehlenswert, und es ist wirklich wenig los. Gerne wieder – vielleicht nächstes Mal mit Gleitschirm? 😏

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